Was hat Sie dazu bewogen Imker zu werden? Was fasziniert Sie an Bienen?
Imker wurde ich durch Zufall. Vor dem Dokumentarfilm «More than Honey» von Markus Imhoof kämpften die Imkervereine lange mit Nachwuchsproblemen und machten für ihr Hobby entsprechend Werbung. Zwei Kollegen von mir liessen sich bei einer entsprechenden Kampagne zu einem Imker-Grundkurs überreden und fragten mich, ob ich auch käme. Ich war von Beginn an fasziniert und lernte viel über den Superorganismus «Bienenvolk». Von uns Dreien bin ich der Einzige, der Imker geworden ist. Durch die Arbeit mit den Bienen wird einem erst richtig bewusst, wie sehr alle Vorgänge in der Natur zusammenhängen. Ohne dieses faszinierende Insekt, das für manch einen nur ein lästiges Ungeziefer darstellt, könnten wir wohl kaum überleben. Je mehr man sich mit den Bienen beschäftigt, desto mehr lernt man sie zu schätzen.
Wie viele Bienenarten gibt es eigentlich und wie viele davon in der Schweiz?
Die Bienen sind eine artenreiche Tiergruppe innerhalb der Stechimmen, zu denen weltweit circa 20000 Arten gehören. In der Schweiz leben davon etwa 600 Arten. Mit Ausnahme der westlichen Honigbiene handelt es sich dabei um
Wildbienen, die keinen Honig liefern, aber einen grossen Beitrag zur Bestäubung der Wild- und Nutzpflanzen leisten. Wie viele der heimischen Insekten sind auch zahlreiche Bienenarten vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Auch die Honigbiene, die wir als Imker halten, ist als Wildtier leider praktisch nicht mehr anzutreffen und überlebt nur noch in der Obhut des Menschen. So verstehen wir bei der Bee-Family unsere Arbeit auch als Mission durch eine natürliche, achtsame Bienenhaltung auf besondere Weise den Wert der Bienen für uns Menschen sichtbar zu machen.
Wie hat sich der Job als Imker im Laufe der Jahre verändert?
Früher war die Bienenhaltung Teil der Landwirtschaft und wurde von den Bauern selbst betrieben. Der Honigertrag und die Bestäubungsleistung standen dabei klar im Vordergrund und die Honigbiene wurde in erster Linie als Nutztier betrachtet. Immerhin ging es den Bienen dabei besser als manch andern heimischen Insekten, in denen man nur den Schädling sah. In weiten Teilen der Bevölkerung findet heute zum Glück ein Umdenken statt und die wenigsten Imker betrachten die Bienen noch als reines Nutztier. In der Regel betreiben sie die Bienenhaltung als Hobby, wobei die sinnvolle Freizeitbeschäftigung und der Erhalt der Biodiversität eine grössere Rolle spielt als der reine Honigertrag. Ein Bienenschutzprojekt wie das der der Bee-Family ist auf die Unterstützung durch Paten und durch den bewussten Kauf seiner nachhaltig erwirtschafteten Honige angewiesen.
Mit welchen Herausforderungen haben Bienen heutzutage zu kämpfen?
Das Hauptproblem der Wild- und Honigbienen, wie auch vieler andern Insekten, ist der stetige Verlust an Lebensraum. Auf dem Land kommt die auf Monokulturen basierende industrialisierte Landwirtschaft dazu, die ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nicht auskommt. Abgesehen davon, dass diese die Natur generell belasten, ist ein Grossteil für Bienen direkt toxisch. Ausserdem kommen externe Faktoren hinzu wie die eingeschleppte Varroa-Milbe, die den Bienen inzwischen fast weltweit zusetzt.
Was kann ich als Einzelperson beitragen, damit es Bienen künftig besser geht?
Um den Bienen geeignete Lebensräume zu schaffen, benötigt man keine riesigen Flächen. Auch kleinste Flächen können bienenfreundlich gestaltet werden um die Situation zu verbessern. Dazu hat Bee-family zum Beispiel Saatkugeln im Sortiment. Es handelt sich dabei um 38 verschiedene, für Bienen höchst attraktive Saatgutarten, die in harten Kugeln aus Erde und leichtem Ton eingebettet sind. Um diese spriessen zu lassen, reicht es, sie dem Regen ausgesetzt am Zielort, zum Beispiel einer Rabatte oder einem Topf auf dem Balkon, liegen zu lassen. Den Bienen helfen sicher auch Aktionen, die eine umweltfreundlichere und insektenverträglichere Landwirtschaft zum Ziel haben, denn heute subventionieren wir indirekt die Zerstörung unserer Natur. Wir haben nicht nur ein Bienensterben, wir haben ein Insektensterben, das unbedingt gestoppt werden muss. Die Zukunft von uns allen hängt davon ab!